Fahrrad sicher vor Diebstahl machen

22.03.2023 | Pirmin | LESEZEIT: 5 min

Immer wieder gibt es Meldungen in München zu gestohlenen Rädern. Ein Fall aus dem Jahr 2021 ist besonders kurios: Münchner entdeckt sein gestohlenes Fahrrad im Geschäft wieder. Dabei sind die Diebe nicht nur an den Fahrrädern selbst interessiert. Auch hochwertige Zubehörteile haben sie im Visier. Tatorte sind in vielen Fällen große Abstellplätze an Bahnhöfen, Schulen, Bädern, Sport- und Freizeitstätten. Solche Orte sicherer zu machen, hat sich auch die Bundesregierung zum Ziel gesetzt.

Damit vor allem die bikepick Kunden ein sicheres Gefühl haben, wenn sie ihr frisch repariertes oder gewartetes Fahrrad im öffentlichen Raum anketten, klären wir hier die wichtigsten Fragen und Themen rund um Diebstahlprävention.

Das Fahrradschloss

Beim Kauf eines geeigneten, diebstahlsicheren Fahrradschlosses gibt es die Faustregel, etwa 5 bis 10 Prozent des Neupreises des Fahrrads auszugeben. Stabile Ketten-, Bügel- oder Faltschlösser bieten den besten Schutz gegen Diebstahl. Zertifizierte Schlösser mit massivem Schließsystem bestehen aus qualitativ hochwertigem Stahl oder Titan. Je leichter das Fahrrad, d.h. je hochwertiger die verbauten Komponenten sind, desto schwerer sollte das Schloss sein.

Um das Fahrrad effektiv zu sichern, sollten diese Schlösser groß genug sein, um es an einem festen Gegenstand anzuschließen. Im Gegensatz dazu lassen sich dünne Ketten-, Bügel- oder Kabelschlösser mit einfachen Hilfsmitteln wie Kombizange oder Seitenschneider leicht knacken. Auch Speichenschlösser, wie sie oft bei Hollandrädern zum Einsatz kommen, bieten keinen ausreichenden Schutz gegen Diebstahl.

fahrradschloss© ProPK / Monika Johna

Im Handel gibt es keine verbindlichen Sicherungsklassen für Fahrradschlösser. Viele Hersteller kennzeichnen ihre Schlösser zwar farblich nach Sicherungsklassen, doch diese können von Hersteller zu Hersteller variieren.

Die VdS Schadenverhütung GmbH bietet auf ihrer Website in der Rubrik „Einbruch & Diebstahl“ unter dem Stichwort „Fahrradschlösser“ eine Übersicht über VdS-getestete und zertifizierte Zweiradschlösser. Schlösser der Klasse A+ sind geeignet, Fahrräder an einen festen Gegenstand anzuschließen.

Der Ort

Um dein Fahrrad sicher abzustellen, empfehlen sich Orte, die zum einen geschützt vor Witterung sind und zum anderen nicht von jedermann zugänglich sind. Obwohl sich dafür am besten Fahrradabstellräume, Keller und ggf. Treppenhäuser mit abschließbaren Zugangstüren eignen, kann andererseits auch die Öffentlichkeit und die Einsehbarkeit ein gewisses Maß an Sicherheit bieten.

In jedem Fall empfiehlt es sich, das Fahrrad an einen festen Gegenstand anzuketten, z.B. an einem Fahrradständer, einem Geländer oder auch an einem Laternenpfahl oder einem Verkehrsschild mit einbetoniertem Fundament. Dies gilt auch für Räume, die für eine Hausgemeinschaft zugänglich sind. Dadurch werden potenzielle Diebe abgeschreckt, das abgeschlossene Fahrrad einfach wegzutragen. Auch sollte nicht nur eines der Laufräder angeschlossen werden. Stattdessen sollte das Schloss lang und stabil genug sein, um durch den Rahmen, mindestens ein Laufrad und um den festen Gegenstand herum zu reichen. Ist das nicht möglich, können auch mehrere Räder aneinander gekettet werden.

fahrrad_angekettet

Als besondere Vorsichtsmaßnahmen können statt Schnellspanner an Laufrädern und Sätteln sogenannte codierte Verschraubungen eingesetzt werden, die mit einem Zentralcodeschlüssel abschließbar sind.

Bei E-Bikes ist zusätzlich darauf zu achten, den herausnehmbaren Akku mitzunehmen, denn ohne Akku und zugehörigem Schlosssystem ist das E-Bike praktisch wertlos. Das gilt auch für andere (Zubehör-)Teile wie das Display oder Fahrradcomputer.

Versicherungen

Wer eine Hausratversicherung besitzt, genießt Schutz und Anspruch auf Erstattung des Verlustes, wenn das abgeschlossene Fahrrad aus der Wohnung oder dem Fahrradkeller gestohlen wird. Allerdings werden Räder viel häufiger auf offener Straße gestohlen. Eine günstige Alternative ist der Einschluss einer eigenen Fahrradversicherung in die Hausratversicherung. Der Beitrag für eine Fahrradversicherung liegt zwischen 10 und 40 Euro pro Jahr, abhängig vom Wohnort. In München kostet dieser Einschluss in die Hausratversicherung etwa 18 Euro pro Jahr. Üblich bei solchen Versicherungen ist, dass alle Fahrräder der Familie versichert sind, unabhängig vom Anschaffungspreis. Der ADFC hat dazu angemessene Angebote für seine Mitglieder.

Weitere Maßnahmen

Wer für sein (hochwertiges) Fahrrad oder E-Bike noch ein zusätzliches Plus an Sicherheit erreichen möchte, kann noch folgende Maßnahmen ergreifen:

1. Codierung

Bei der Codierung deines Fahrrades wird eine spezielle, individuelle "Eigentümer-Identifizierungs-Nummer" (EIN-Code) aus Ziffern und Buchstaben am Rahmen des Fahrrads eingraviert, eingeprägt oder aufgeklebt. Mit einer Codierung als individuelle Kennzeichnung sinkt der Verkaufswert eines gestohlenen Fahrrads enorm, weshalb es für Diebe unattraktiv wird, ein solches Fahrrad zu entwenden. Codierungsaktionen werden in München z.B. jeden 1. Mittwoch und jeden 3. Samstag im Monat im ADFC-Radlerhaus an der Theresienwiese angeboten. Hier gibt es weitere Infos.

2. Fahrrad-Pass

Ein polizeilicher Fahrradpass dient dazu, ein Fahrrad und seinen rechtmäßigen Besitzer zweifelsfrei zu identifizieren. Im Pass sind daher neben Rahmennummer (keine mehrfach vergebenen Teilenummern) und Codierung (siehe oben) auch Name und Anschrift des Radbesitzers vermerkt. Auch ein Foto des Fahrrads gehört dazu. Es ist ratsam, den vollständig ausgefüllten Pass sicher aufzubewahren, um im Falle eines Diebstahls schnell handeln und die Täter zu überführen zu können.

Wäre so ein Feature auch in deinem persönlichen bikepick Account für dich interessant? Lass es uns wissen!

3. Diebstahlschutz mit GPS-Tracking

Ein GPS-Tracker ist ein versteckter oder unauffälliger Sender, der am Fahrrad angebracht wird und den Besitzer per SMS benachrichtigt, wenn das Fahrrad bewegt wird. Der GPS-Tracker übermittelt auch kontinuierlich den aktuellen Standort des Fahrrads. Wenn das Fahrrad gestohlen wird, kann der Besitzer den Standort ausfindig machen. Es wird jedoch empfohlen, die Polizei zu kontaktieren und nicht selbst auf die Suche zu gehen. GPS-Systeme sind besonders für E-Bikes geeignet und sollten Alarmfunktionen haben, wie die Anzeige des Standorts des Rades auf dem Mobiltelefon des Besitzers, eine Alarmbenachrichtigung, wenn das Rad bewegt wird, und einen Alarm, wenn das Rad einen zuvor festgelegten Umkreis verlässt.

Hier sind zwei weiterführende Links zu diesem Thema:

Was tun, wenn es dann doch passiert ist

Wenn ein Fahrrad gestohlen wird, ist es wichtig, dies sofort bei der Polizei zu melden, um den Versicherungsschutz zu erhalten. Es ist von Vorteil, die Schlösserreste als Beweismittel aufzuheben. Es ist auch erlaubt, den Dieb auf frischer Tat zu ertappen und notfalls mit Gewalt daran zu hindern, das Fahrrad zu stehlen. Sicherer ist es, die Polizei zu rufen.

Die Hausratversicherung muss zahlen, wenn das Fahrrad bei einem Einbruch entwendet wurde. Wenn man das gestohlene Fahrrad wiedergefunden hat, nachdem die Versicherung die Entschädigung gezahlt hat, muss man seine Versicherung darüber informieren.

Wenn man den gestohlenen Gegenstand Wochen nach dem Diebstahl irgendwo abgestellt oder auf einem Flohmarkt angeboten wiederfindet, ist es nicht erlaubt, das Fahrrad einfach wieder an sich zu nehmen, auch wenn es Eigentum des ursprünglichen Besitzers bleibt.

Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen liegt laut Polizei bei 9,3 Prozent.

Resümée

Hochwertige und teure Fahrräder werden in Deutschland immer beliebter. Seit dem Jahr 2018 hat sich der Durchschnittspreis für Fahrräder von 750 Euro auf mehr als 1.400 Euro fast verdoppelt , so eine Untersuchung des Zweirad-Industrie-Verbands. Gerade bei hochpreisigen Fahrrädern ist der Verlust besonders schmerzhaft. Deshalb lohnt es sich, sein Fahrrad gegen Langfinder zu wappnen. Viele nützliche Hinweise geben auch der ADFC oder die Polizei.